Rambach Oase der Ruhe zwischen Wald und Hügel

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Eigentlich könnten die Rambacher mit großem Pomp einmal ihre zweieinhalb Jahrtausende alte Geschichte feiern. Allerdings gibt es da zwei Hinderungsgründe. Zunächst wird es schwer fallen, ein wirklich genaues Jahr festzulegen - und zum anderen sind die Rambacher viel zu bescheidene Leute. Sie freuen sich an ihrem idyllischen Ort, gehen ohne viel Aufwand ihrer täglichen Arbeit nach und begnügen sich in punkto Festen alljährlich mit ihrer Kerb. Die großen Jahrtausendfeiern überlassen sie gerne anderen. Vielleicht hat daran auch Rambach weithin bekannter Appelwoin etwas Schuld. Der lädt auch ohne besonderen Anlass stets zur fröhlichen Geselligkeit ein.

Wenn man einen Rambacher nach der "Burg" fragt, dann beschreibt er das Waldgelände südlich des Sportplatzes. Noch so aufmerksames Suchen aber wird dort nie eine Burg oder auch nur die kläglichen Reste einer Ruine zutage fördern. Trotzdem sind dort die ersten "Rambacher" sesshaft gewesen. Es waren die um 800 vor Christus aus der Wiesbadener Ebene verdrängte Urnenfelderleute, die sich dort verschanzten. Gegen Norden schütze ein Wall und gegen Süden war der Hügel ohnehin kaum anzugreifen. Das war in der älteren Eisenzeit. Etwa 400 Jahre später bekam die Siedlung keltische Einflüsse aus dem Süden zu spüren. Noch heute künden die Hügelgräber dort oben von den ältesten Rambachern. In den Gräber fand man Bronze-Halsringe und sogar Bernsteinplatten, die auf regen Handel mit dem Norden schließen lassen.

Allmählich wurden auch die Täler um die "Burg" besiedelt. Aber es sollte 1637 werden, bis Rambach ein eigenes Gerichtssiegel bekam, das heute noch, stark stilisiert, mit seiner Krücke eines bischöflichen Krummstabes bekannt ist. Seinen Ursprung hat es in Sankt Nikolaus, dem Kirchen Patron Bierstadt's, zu dessen Pfarrei das Rambacher Kirchlein gehörte. Nach jener zeit häufen sich dann die gerichtlichen Überlieferungen.

Nicht nur in alter Zeit wussten die Rambacher ihren Mann zu stehen. Ihr schmucker Ort ist auch heute Zeugnis ihres Fleißes und ihrer Heimatliebe. Seit rund 50 Jahren hat sich Rambach zu "Wiesbadens Waschküche" entwickelt. Ein Belgier gründet um die Jahrhundertwende die erste Dampfwaschanstalt, zu der der Rambach eigentlich schon viel früher eingeladen hatte; denn Rambach's Wäsche wurde eh und je im Rambach wieder schauber.

Eingebettet in die Täler des auslaufenden Taunus liegt der Ort da. Die ihn passierenden Busse der Stadtwerke befördern täglich viele hundert Arbeiter und Angestellte aus Naurod und Rambach in die Landeshauptstadt. Sie alle grüßt morgens und abends das hoch über allem stehende Kirchlein, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf Wiesbaden bis zum Rhein und den Taunus hat. In den Taunus führt von Rambach aus eine Vielzahl der schönsten Wanderwege.

Besonderen Ruf genießen die Rambacher als Bauhandwerker. Wenn sie abends nach Hause kommen, dann gehören sie neben ihrer Familie einem selten reichen Vereinsleben und wer weiß, vielleicht wird Rambach noch einmal ein berühmter Wintersportplatz. Seit knapp 10 Jahren machen jedenfalls Rambacher Skiwettkämpfe immer mehr von sich reden.

Quelle: Wiesbadener Kurier vom 19.06.1959 (von: red.)