Ranseresch

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Früher war im Sprachgebrauch der Rambacher dieses Wort bzw. Bezeichnung oft zu hören. Heute gerät es in Vergangenheit. Von der Niedernhausener Straße aus erstreckte sich in nordwestlicher Richtung ein steiler Hang bis zur heutigen Wellbornstraße, auf seiner rechten Seite begrenzt von einer Linie untere Trompeterstraße zur "Dicken Eiche", links von der Einfahrt der heutigen Straße Vor dem Wald bis zur Mehrzweckhalle. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Hang nur bis zur jetzigen Mühlradgasse bebaut. Für die unbebaute Fläche benutzte man  - das ist die Annahme - eine Stellenbezeichnung, die für jeden nachvollziehbar war. Die Stelle hieß "RANSERESCH".
Heute gibt es keinen Hinweis, der sichtbar einen Zusammenhang erkennen lässt. Von der Ecke Untergasse/Mühlgasse (heute Trompeterstraße/Mühlradgasse) ging ein Fahrweg ins Goldsteintal und zur "Schimbach". Nach ca. 15 m führte ein steiler Weg rechts zum "Gartenberg", jetzt Trompeterstraße Hausnummer 13. Der Fahrweg ins Goldsteintal ging nach ca. 80 m durch einen Graben und gabelte sich nach einigen Metern geradeaus in einen Hohlweg zur "Dicken Eiche", dem "Grünen Wassem" und zum "Wellborn" (alles Stellenbezeichnungen), sowie nach links in westlicher Richtung, nur einige Meter vom Steilhang entfernt, in leichtem Bogen nach rechts immer ansteigend ins Goldsteintal. Im Dorf wurde dieser Weg "Sichter Weg" genannt, um einen buckelartigen Hügel, der ganz unmotiviert auf einer flachen Stelle im Hang lag. Er verursachte diesen leichten Rechtbogen. Die Rambacher nannten den Hügel "Kühberg"; seine Maße: ca. 60 m lang, 10-11 m breit und 6-8 m hoch. Der Hang hatte einen "Ranzen". In der Umgangssprache meinte man mit "Ranzen" auch einen Buckel, mit dem Wort "Resch" einen steilen Hüg el, also zusammen Ranzeresch.

Um Baugelände zu erhalten, wurde der Buckel nach dem II. Weltkrieg abgetragen. Die Straße wurde gerade und konnte zu beiden Seiten bebaut werden.

Rund 100 Jahre früher begann man, von der Mühlgasse (Mühlradgasse) ab den Fahrweg bis zu dieser Stelle zu bebauen. Die neue Straße nannte man "Platter Straße". Die Untergasse, die vom Rambach aus zur Mühlgasse ging, war in Verbindung mit ihr die einzige Zufahrt zur Lohmühle. Am Rambach entlang ging nur ein Pfad zur Lohmühle und durch den Wald nach Sonnenberg. Die Rinne, welche quer über die "Platter Straße" führte, war gepflastert. Das Wasser floss in den Mühlengraben, hinter den Häusern Trompeterstraße 10 und 12 zum Rambach (Lohmühle). In einer vom Artilleriehauptmann Wern 1845 erstellten Karte ist dort auch eine Hölzelmühle benannt.

Der Weg zur "Dicken Eiche" wurde auf einer Länge von 60 m rechts und links bebaut. Der Weg zum "Gartenberg" ging nun von der "Walsstraße" aus, so wurde die neue Straße genannt. Vor der Bebauung war hier die Brechkaut (Ecke Am Sonnenhang/Steilgasse) In ihr wurde der Flachs oder auch Eichenrinde (Lohe) gebrochen. Das Wasser kam aus dem "Schinngraben" und floss über den Mühlgraben zum Rambach. Als in den beiden Straßen gebaut wurde, gab es noch keine Wasserleitung in Rambach. Es gab den Laufbrunnen am Gasthaus Zum Hirsch, an diesen Brunnen erinnert nur noch eine Eisenplatte. Jedem der hier bauen wollte, wurde zur Auflage gemacht einen eigenen Brunnen im, oder beim Haus zu graben. In einzelnen Häuser in der Trompeterstraße sind diese Brunnen noch vorhanden. Oberhalb der bebauten Waldstraße ging der nun flacher gewordene Hohlweg weiter, um den "Grünen Wassem", zur Dicken Eiche. Das Gelände zwischen dem "Schinngraben", der Dicken Eiche und dem Hohlweg (jetzt Steilgasse) war der "Grüne Wassem", im oberen Teil leicht, im unteren stark abfallend. Trotz der Hanglage war das Gras immer grün; daher sein Name "Grüner Wassem". Die Kinder vom Ranzeresch spielten hier gerne. Große Rosenhecken zum Verstecken und junge Kirschbäume zum Klettern wuchsen hier. Um 1900 musste jedes Brautpaar auf dem Grünen Wassem einen Obstbaum pflanzen. Die Gemeinde wollte dies so, aber die Bäume wuchsen hier nicht gut. Von Vereinen wurden hier Feste gefeiert. Auf die starken Äste der Dicken Eiche wurde ein Podest gebaut, auf diesem Podest spielten dann die Musikanten und unter der Baumkrone wurde getanzt. In meiner Kindheit habe ich noch erlebt, wenn hier die "Giggelskerb" war. Eine zweite Dicke Eicke stand auch hier. Durch einen Schwelbrand, den Buben verursachten, starb sie ab (1895 ?) Im II. Weltkreig baute man hie eine große Baracke; sie war die Verwaltung einer Scheinwerferkompanie, Lagelöser, Heckenberg und Bingert. 1945 erst Wohnhaus, dann Forsthaus und jetzt wieder Wohnhaus.
Die Grenze zum "Gartenberg" hin war der "Schinngraben". Seinen Namen habe er von den steilen Wegen. Bergauf war es eine Schinderei (??). Gegenüber wurde der Grüne Wassem vom Wald begrenzt. Als 1925 hier die erste Siedlung gebaut wurde, hat man den Wald gerodet. Nur die 14 Buchen blieben stehen.
Vor dem I. Weltkrieg beschloss die Gemeinde, einen neuen Sportplatz zu bauen, der jetzige Kerbeplatz war damals der Turnplatz. Am Wege zum Goldsteintal war eine Waldlichtung, auf der einige Ruhebänke standen, dort sollte der neue Sportplatz gebaut werden. Der Beginn des I. Weltkrieges stoppte den Bau bzw. die Arbeiten. Karl Besier begann zusammen mit seinem Sohn und drei Rambacher Buben weiter zu bauen. In vier Jahren, nur mit Schubkarren und Schaufel und Pickel, richteten sie den Platz einigermaßen her. Der Gemeinderechner gab nach dem krieg die Gesamtkosten für den Bau mit 800 RM an. Der Sportplatz ist heute noch hier und heist "Jahn-Wald-Sportplatz". Heute ist von der ursprünglichen Landschaft "Ranzeresch" nicht mehr viel zu sehen. Eine kleine Holzbrücke hinter der Adolf-Reichwein-Schule ist dort über einen dieser Gräben gebaut.
1990 kam Emil Krebs aus Blässenbach zu mir (Heinz Steinle) und erzählte mir: Als der Kanal in den 70er Jahren in der Steilgasse gebaut wurde, ist man (Einfahrt Am Sonnenhang/Steilgasse) auf ein geräumiges 2 m hohes Gewölbe gestoßen das in Richtung Sportplatz führte. Um den Fortgang der Arbeiten nicht zu stoppen, habe man alles, bis auf einen unbedeutenden Rest zu geschüttet, er war Zeuge. Im Jahre 2011/2012 wurde das Haus in der Trompeterstraße 33 abgerissen und neu gebaut. Auch hier stieß man auf Reste eines Gewölbe-Einganges, dieser war zu geschüttet und diente im II. Weltkrieg als Bunker.