Wir sind beide in der Rambacher
Kirchgasse geboren und gemeinsam acht Jahre in die Schule gegangen,
erzählt die 86-jährige Anni Gilles. Mit ihrem Mann Otto hat sie
gestern das Fest der Eisernen Hochzeit gefeiert immer noch in Rambach,
wo die beiden ihr gesamtes Leben verbracht haben, ihre zwei Töchter
großzogen und mit Freude zuschauen, wie die vier Enkel und mittlerweile
acht Urenkel aufwachsen.
Nein, eine Sandkastenliebe sei das nicht
gewesen, sagt sie. Eine richtige Liebschaft sei erst nach dem Krieg daraus
geworden. Denn von 1943 an musste der junge Bäckergeselle Otto Gilles
in den Krieg ziehen und kam Ende Mai 1945 zurück. Auch die ein Jahr
jüngere Anni musste noch im November 1944 fort in den Arbeitsdienst,
wo sie in der Nähe von Fulda eingesetzt war. Auf abenteuerlichen Umwegen
kam sie nach Kriegsende zurück, lief zu Fuß vom Sauerland bis
Rambach.
Otto ging sofort zurück in seinen
Beruf, arbeitete in der Familienbäckerei. Anni machte eine Ausbildung
zur Versicherungsangestellten in Wiesbaden. Am 11. Dezember 1948 heirateten
die beiden jungen Leute. Vielleicht hätten wir noch ein wenig
gewartet, erzählt Anni, aber die Schwester ihres Mannes sei gestorben
und ihre Schwiegermutter habe dringend Hilfe gebraucht. Da haben wir
schon 1948 geheiratet, obwohl die Zeiten ja noch ziemlich schlecht waren.
Trotzdem habe es drei Tische voll mit Geschenken gegeben, erinnert sich Anni
Gilles.
1950 absolvierte Otto Gilles seine
Meisterprüfung und nicht lange danach starb sein Vater, sodass er den
elterlichen Betrieb und die kleine Landwirtschaft allein weiterführte.
Harte Arbeit sei das gewesen, erinnert er sich. Ein großer Einschnitt
sei der Umbau der Bäckerei gewesen und die Anschaffung des
Elektroofens.
Ich hatte große Angst, dass
das Brot aus dem Elektroofen nicht schmeckt, erinnert sich seine Frau
Anni. Aber es schmeckte und der Absatz stieg. Bis 1971 führte das Ehepaar
die Bäckerei. Dann sattelte Otto Gilles um und ging als
Verwaltungsangestellter ins Wirtschaftsministerium. |