Das Zwischenmenschliche stimmt auch


Die Künstlerin Brigitte Guhle ist jetzt als Kursleiterin im Seminarhaus „Kukkuk“ in Rambach tätig

Im Atelier herrscht Betrieb. Die Staffeleien sind beiseite geräumt, es wird an langen Tischen gearbeitet. Der Raum ist gut ausgeleuchtet. Brigitte Guhle gibt den Malschülerinnen Tipps. Sie haben sich an die schwierige Kunst des Porträtzeichnens gewagt.

Die ersten Ergebnisse sind erstaunlich. Die Hobbymalerinnen Heide Arnold, Siegrid Kassebeer, Gisela Kolberg, Helga Laby, Natalia vom Lehn-Alkhimova, Monika Röll und Ursula Saber-Hamischagi sind aber auch schon seit 15 Jahren dabei – beim Malkurs im „Kukkuk“ im Seminarhaus in Rambach.

Es gab sogar mal zwei Gruppen, eine Abendgruppe und eine Morgengruppe. Helga Laby gehört zu den Frühaufstehern, also kam sie morgens zum Malen. Nach dem Tod von Uschi Kaiser, die das Seminarhaus zu einer Begegnungsstätte für Kunst und Kreativität ausgebaut hat, wurden beide Gruppen zusammengelegt.

Die neue Gruppe suchte sich mit Brigitte Guhle, die auch als Dozentin am Frankfurter Städel lehrt, eine neue Kursleiterin. Brigitte Guhle hatte einmal ein Atelier hier gemietet. Seither kennt sie das Haus, sie kannte auch Uschi Kaiser gut.

„Das ist ein Seminarhaus, wie es kein zweites in der Region gibt“, sagt die Kursleiterin. Sie fand es großartig, dass Uschi Kaiser in all den Jahren das „Kukkuk“ nicht nur zur Galerie und zum Kunsthaus machte, sondern auch zu einem Ort für Gesundheit, Philosophie und Selbsterfahrung.

Uschi Kaiser hatte 1990 im „Kukkuk“ zunächst Mal- und Keramikkurse angeboten. In zwei Jahrzehnten baute sie das Seminarhaus Schritt für Schritt aus – mit viel Geschmack und unter hohem finanziellen Aufwand. Ihr Sohn, Magnus Kaiser, ist entschlossen, das Werk der Mutter weiterzuführen. So laufen die Kurse, die die „Kukkuk“-Gründerin ins Leben gerufen hat, weiter. Von Yoga über Tantra bis zu Kalligrafie sind viele Dinge im Seminarhaus zu erlernen.

Mittwochs geht die Malgruppe ein und aus. Gisela Kolberg, Sigrid Kassebeer, Heide Arnold und der Rest der Gruppe können sich keinen schöneren Platz für ihr Hobby vorstellen. Außerdem stimme das Zwischenmenschliche. „Ich hätte nie gedacht, dass erwachsene Frauen so herumalbern können“, sagt Gisela Kolberg. Sieben Frauen und ein Mann üben sich nach der Malstunde in Bildbesprechung. „Auch das macht Spaß – und man lernt viel dabei.“

Gisela Kolberg und die übrigen Teilnehmerinnen der Malgruppe sind ein wenig erstaunt, welche Fortschritte sie in kurzer Zeit im Aktzeichnen und der Porträtmalerei gemacht haben. Fortschritte, die sie Brigitte Guhle verdanken.

Die Bierstadterin bietet vor allen Dingen im Sommer Kunstkurse an, die an den schönsten Plätzen in Deutschland, Dänemark, Frankreich und Italien stattfinden. Weil die Kursleiterin mit ihren Gruppen auf Reisen geht, wird es für die Hobbymalerinnen eine lange Sommerpause geben.

Die nutzt man allerdings zu einer Ausstellung im Rheingau, um viele Werke, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, bei der Winzergenossenschaft Weinland Rheingau auszustellen, in der Erbacher Straße 31 in Eltville. Die Ausstellung läuft vom 6. Juli bis zum 31. August. Ihr Titel: „Stadt – Land – Fluss“. Die Motive wurden meist in Acryltechnik realisiert, die Formate selbst gewählt. Landschaftsbilder wurden oft in der Natur gemalt oder nach Fotos in Farbe umgesetzt.

Dem einzigen Mann in diesem Kreis, Peter Skoruppa, liegt eher „der gerade Strich“. Seine Bilder zum Thema „Stadt“ beschäftigen sich mit Architektur. Er sagt, er kam zur Gruppe, weil er „mit Farbe an sich“ Schwierigkeiten hatte.

Quelle: Wiesbadener Kurier vom 12.06.2013 (von: I.S.)