Renaturierung des Goldsteinbaches für besseren Hochwasserschutz -
Arbeiten verzögern sich bis Frühjahr 2013


Nach einer verlängerten Winterpause wird wieder eifrig gewerkelt im Goldsteintal. „Fertigstellung Frühjahr 2012“ verkündet ein Bauschild das einstmals angepeilte Ende der Renaturierungsarbeiten am Goldsteinbach, die im August vergangenen Jahres begonnen hatten und denen eine fast zehnjährige Planung vorausgegangen war.

„Wir mussten erst abwarten, bis der Haushalt verabschiedet ist, und außerdem spielte das Wetter auch nicht so mit“, begründet Joachim Mengden, Leiter des städtischen Umweltamtes, die Verzögerung. Er rechnet jetzt damit, dass die Arbeiten im unteren Goldsteintal oberhalb der Stickelmühle bis Frühjahr 2013 beendet sein werden.

Das mittlere Goldsteintal ist ein wichtiger Bestandteil von „Natura 2000“, einem europaweiten Schutzgebietssystem nach der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Bereits seit 20 Jahren werden die Wiesen im Goldsteintal nicht mehr gedüngt und ein- bis zweimal jährlich gemäht. Immerhin handelt es sich bei dem Tal um eines der artenreichsten Grünlandgebiete im ganzen Taunus.

Ökologische Begleitung
Das Wasser der Stickelmühlteiche war vor Beginn der Arbeiten abgelassen worden, nachdem sie abgefischt worden waren. Die dort vorkommenden Teichmuscheln wurden zuvor umgesetzt. Amphibienzäune stellen sicher, dass Kröten und Frösche während der Bauzeit nicht mehr in den Teich gelangen können.
Inzwischen grenzen die Stickelmühlteiche nicht mehr direkt an den Goldsteinbach. Sichtbar ist auch bereits, dass die Fläche deutlich verbreitert wurde, um bei Hochwasser eine Ausweichfläche zu haben und so den Wassermassen besser Herr werden zu können. Das Tal erhält durch den Umbau der Bachlandschaft ein völlig neues Gesicht.
Das Goldsteintal ist kulturgeschichtlich ein interessantes Gebiet. Nach dem kleinteiligen Ackerbaubetrieb des Mittelalters und entwickelte sich hier vor rund 250 Jahren eine traditionell extensive Wiesennutzung aus Wanderschäferei und Heugewinnung. Als in den 60er Jahren die Landwirtschaft in Sonnenberg und Rambach nach und nach zurückging, verbuschten weite Teile des mittleren Goldsteintals rund um die Hubertushütte.

Schlecht bestellt war es ab diesem Zeitpunkt um die verschiedenen Biotope. Nicht nur Frisch-, Feucht- und Nasswiesen gerieten ökologisch in einen schlechten Zustand, sondern auch die Hochstaudenfluren und Seggenriede, also die mit Seggen (Sauergräsern) bewachsenen Feuchtflächen (Riede).

Für den in städtischem Besitz befindlichen mittleren Teil des Tales erarbeitete das Umweltamt deshalb 2001 einen zehnjährigen Pflege- und Entwicklungsplan. Nach Abschluss der Renaturierung soll dieser Zug um Zug umgesetzt werden. Die Pflege der Feucht- und Nasswiesen soll künftig die Standorte seltener Pflanzen und Gräser sichern. Letztere kommt in Wiesbaden nur an zwei Standorten vor.

ZIEL IST HOCHWASSERSCHUTZ
Geschätzte 140.000 Euro soll die Renaturierung kosten.
Das Land Hessen übernimmt 75 Prozent der Gesamtkosten, also 100 000 Euro.
Im Vorfeld mussten 54 Bäume, überwiegend Erlen und Weiden, gefällt werden; auf 200 Quadratmetern Uferböschung wurden Brombeer-, Hasel- und Holunderbüsche entfernt.

Ziel ist es, einem sogenannten 100-jährigen Hochwasserschutz nah zu kommen, so die Planer.


Quelle: Wesbadener Kurier vom 11.07.2012 (von: Bertram Heide)
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