Elektro Vef Wiesbaden-Rambach

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Ursprünglich wollte Adolf Vef eine ganz andere Geschäftsidee entwickeln. Eine Apfelwein-Kneipe sollte es werden, die den Lebensunterhalt der Familie am Ende des vorletzten Jahrhunderts sichern sollte. Die Familie besaß Streuobswiesen und wie die anderen fünf Kneipen im Dorf bewiesen schien das auch eine gute Einnahmequelle zu sein. Zum Glück kam man aber schnell darauf, dass eine sechste Kneipe wohl nicht zwangsläufig ein gutes Geschäft werden müsste.

Was braucht man in einem Dorf? Wofür wird Geld ausgegeben? Natürlich für nützliche Dinge für Sachen, die man im täglichen Leben brauchte! Nägel oder Schrauben, eine Mausefalle oder Draht. Mit dem handwerklichen Geschick eines Uhrmachermeisters gelang es Adolf Vef am 18. Juli 1899 sein eigenes Geschäft in der damaligen Kirchgasse in Rambach zu eröffnen. Teile der damals selbst zusammengebauten Ladeneinrichtung werden noch heute benutzt.

Schnell erweiterte sich das Angebot. Kohleöfen und Küchenherde kamen hinzu und zusammen mit seinem einzigen Sohn Emil wurden Fahrräder und Handwagen so genannte "Knidelkärnschä" gebaut und verkauft. Die waren zu dieser Zeit das wichtigste Transportmittel, um alles mögliche von einem Ort zum anderen bringen. Viehfutter und natürlich die Apfelernte im Herbst und die dazu wichtigen Leitern; zu dieser Jahreszeit wurde das Geschäft immer halbtags geschlossen. Auch das einzige Telefon im Dorf befand sich im Geschäft von Adolf Vef und so wurde es eine wichtige Anlaufstelle, nicht nur um einzukaufen.

Emil Vef begann schon in den 1920ern sein handwerkliches Geschick und sein Interesse für die moderne elektrische Technik zu nutzen und baute eigene Radios, die verkauft wurden. Ein original Volksempfäger aus einer dunkleren Zeit ist noch im Familienbesitz. Diese Zeit endete damit, dass die Frau von Emil, Johanna, das Dorf vor ankommenden Bombern waren musste, in dem sie die Sirene im Nachbarhaus, dem heutigen "Castello Romano" (Römerburg) bediente. Erst danach konnte sie sich und ihre zwei Kinder Ernst und Helene in den Bunker in Sicherheit bringen, den sie und Nachbarn gegenüber in den Hang gebaut hatten. Der Krieg endete mit einer Brandbombe im Hof, aber was viel wichtiger war: die ganze Familie lebte noch und auch Emil kam aus der Kriegsgefangenschaft in Frankreich unversehrt zurück.

Danach begann eine bessere Zeit. 1949 wurde das dritte Kind, geboren, Helmut. Und er war es auch, der 1974 begann das Geschäft zu übernehmen. Das fast schon historische Haus wurde komplett umgebaut. Aus dem winzigen laden wurde in zwei Jahren ein modernes Geschäft. Als gelernter Fernseh-Techniker und dann Meister wurde dies die wichtigste Einnahmequelle: Fernseher, Radios und schließlich Videorecorder und deren Reparatur. Die Ehefrau Karin erweiterte das Sortiment von Geschenkartikel und Haushaltswaren.

1995 kam dann noch etwas ganz anderes dazu, eine Postagentur. Im Zuge ihrer Modernisierung beschloss die Post viele der Poststellen zu schließen und diese Aufgabe in die Hände von Einzelhändlern zu legen. Seit dieser Zeit ist die Adresse Am Ringwall 5 auch eine kleine Bank und jedes Päckchen muss hier abgeholt werden. Nach jetzt über 100 Jahren hat sich vieles geändert und vieles wird sich noch ändern. Vom Verkauf von Waschmaschinen, Spülmaschinen oder Fernseher kann man immer schwerer leben. Viele kaufen das alles lieber bei einem der großen Discounter, die langsam alle Familienbetriebe verdrängen. Aber trotzdem wagt sich schon die nächste Generation in die Selbständigkeit. Und auch neu Produkte finden ihren Weg in die Räume Am Ringwall 5. Wo früher das einzige Telefon im Dorf hing, kann man sich jetzt sein Handy bei Dirk Zerbe kaufen, der den Geschäftsanteil der elektronischen Geräte übernommen hat.

Hoffentlich gibt es auch in Zukunft viele, die auch auf einen guten Service Wert legen und nicht die 5 EURO, die sie in einem riesigen Markt ein paar Kilometer weiter sparen.

Im Jahre 2012 eröffnete Dirk Zerbe sein eigenes Geschäft in der Niedernhausener Straße.
Heute ist das Geschäft an Kai Schuldheis verpachtet.

Text: Karin Vef ©